Nahaufnahme einer Person mit grauem Hemd, die ihre Hände auf die Brust legt.

Wenn Angst den Schmerz verstärkt

– wie Emotionen unser Schmerzempfinden beeinflussen

Chronische Schmerzen sind nicht nur ein körperliches Phänomen. Sie betreffen den ganzen Menschen – und oft auch seine Emotionen. Angst spielt dabei eine zentrale Rolle. Viele Patienten entwickeln im Laufe ihrer Schmerzerkrankung nicht nur Furcht vor bestimmten Bewegungen oder Alltagssituationen, sondern auch eine tiefgreifende Unsicherheit: „Was, wenn der Schmerz nie mehr weggeht?“

Diese Schmerz-Angst-Spirale ist kein Einzelfall. Die Forschung zeigt heute eindeutig: Emotionale Zustände wie Angst, Unsicherheit oder Hilflosigkeit können das Schmerzempfinden verstärken, chronifizieren und in Gang halten. Wer Angst vor Schmerz hat, schont sich oft übermäßig, reduziert Bewegung, zieht sich sozial zurück – und erlebt dadurch neue körperliche und seelische Belastungen. Ein Teufelskreis entsteht.

In der multimodalen Schmerztherapie, wie wir sie in der Schmerzklinik Berlin anbieten, wird diesem Zusammenhang bewusst begegnet. Denn chronischer Schmerz betrifft das Gehirn ebenso wie Muskeln, Nerven oder Faszien. Studien zeigen, dass Angstzustände das zentrale Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzen – was dazu führt, dass Schmerzen intensiver wahrgenommen werden, selbst wenn keine direkte körperliche Ursache mehr besteht.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, setzen wir gezielt auf psychologische Schmerztherapie, Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Verfahren. Betroffene lernen, Angstmechanismen zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Sie erfahren, dass Bewegung nicht gefährlich ist – im Gegenteil: dass sie oft der erste Schritt zurück in die Selbstwirksamkeit ist.

Auch Methoden wie Entspannungsverfahren, Körperwahrnehmungstraining oder achtsames Atmen helfen dabei, innere Anspannung zu reduzieren und den eigenen Körper wieder positiv zu erleben. All das wirkt nicht nur beruhigend auf das Nervensystem – es schafft auch Vertrauen in die eigene Fähigkeit, mit Schmerz umzugehen.

In der täglichen Arbeit sehen wir immer wieder, wie wichtig es ist, die Angst zu behandeln, um den Schmerz zu lindern. Wer versteht, was im eigenen Körper geschieht, fühlt sich weniger ausgeliefert. Und wer aktiv mitarbeitet, erlebt oft schon nach kurzer Zeit eine Verbesserung – nicht nur der körperlichen Beschwerden, sondern auch des seelischen Wohlbefindens.